Neurotransmitter – Funktionen im Körper
Was sind Neurotransmitter? Chemische Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter, dienen dem Körper als Signalgeber sowohl innerhalb als auch außerhalb des Nervensystems. Dabei überwinden unterschiedliche Neurotransmitter den synaptischen Spalt zwischen der Membran einer Synapse und einer anderen Zelle – beispielsweise eines Muskels, eines Sinnesorgans oder einer Drüse.
Die gesamten Körperreaktionen werden durch Herstellung, Freisetzung, Transport, Bindung, Abbau und Wiederaufnahme von Neurotransmittern gesteuert: Atmung, Herzfrequenz, Verdauung, Reflexe, Sinnesorgane sowie willkürliche und unwillkürliche Bewegungen. Auch Stimmung und Persönlichkeit werden von ihnen beeinflusst, unter anderem Denkmuster und Konzentration, Speicherung von Erinnerungen und Träume. Somit bilden Transmitter auch die Grenzen unserer Persönlichkeit und unserer Fähigkeiten sowie einen Rahmen für das Befinden. Dabei handelt es sich um ein fragiles Gleichgewicht aus vielen verschiedenen Botenstoffen, die miteinander in Verbindung stehen. Ohne Neurotransmitter wäre ein Leben, wie wir es kennen, nicht möglich.
Alle Neurotransmitter, egal ob bei Mensch oder Tier, werden in den Genen codiert. Der Körper stellt sie mithilfe von Enzymen aus verschiedenen Mikro- und Makronährstoffen wie Vitaminen, Mineralien, Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten her. Beeinflusst wird die Herstellung vom Körper selbst, aber auch durch die physikalischen und chemischen Reize der Umwelt. Durch Modulation dieser Transmitter, beispielsweise durch Ernährung, Medikamente oder Drogen, verändern wir auch deren Auswirkungen, beispielsweise auf die Psyche.
Zahlreiche Neurotransmitter im Körper aktiv
Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden bereits mehr als 50 Transmitter entdeckt – es ist davon auszugehen, dass es mehr sind. Hier sind die wichtigsten unter ihnen, geordnet nach Stoffklassen:
Monoamine
– Dopamin
– Norepinephrin
– Adrenalin
– Serotonin
– Melatonin
– Histamin
Aminosäuren
– L-Theanin
– γ-Aminobuttersäure (GABA)
– Glutamat
– Aspartat
– Glycin
– D-Serin
Weitere Neurotransmitter
– Acetylcholin
– Adenosin
– Endorphine
– Anandamid
– Stickoxid
Die wichtigsten Neurotransmitter-Systeme sind:
– Cholinerges System (Acetylcholin)
– Serotonerges System (Serotonin)
– Dopaminerges System (Dopamin)
Beispiele:
Koffein konkurriert im Körper mit dem Neurotransmitter Adenosin, der sich hemmend auf das Zentralnervensystem auswirkt. Überwindet aufgenommenes Koffein die Blut-Hirn-Schranke, besetzt es postsynaptisch Rezeptoren, die sonst für Adenosin zur Verfügung stünden. Dadurch wird ein Teil der Wirkung des Neurotransmitters blockiert und das zentrale Nervensystem stärker stimuliert, was als aktivierend empfunden wird.
Auch Antidepressiva und andere Psychopharmaka beziehen ihre Wirkung aus der Stimulation beziehungsweise Hemmung von Neurotransmittern. Ihr Einsatz hat sich im vergangenen Jahrzehnt stark erhöht: Eine Studie des amerikanischen CDC (Center for Disease Control and Prevention) aus dem Jahre 2005 erfasste alle durch Ärzte und Krankenhäuser vorgenommenen Medikamentenverschreibungen, insgesamt 2,4 Milliarden. Davon fielen 118 Millionen in die Kategorie der Antidepressiva, die zuvor erstplatzierten Blutdrucksenker lagen mit 113 Millionen Verschreibungen auf Platz zwei.