Was ist L-Tyrosin: Aminosäure mit Leistungsversprechen
Inhaltsverzeichnis:
Was ist L-Tyrosin?
Wie lässt sich die Wirkung von L-Tyrosin beschreiben?
Welcher Zusammenhang besteht zwischen L-Tyrosin und der Schilddrüsenfunktion?
In welchen Lebensmitteln ist L-Tyrosin enthalten?
Wie wird L-Tyrosin optimal dosiert?
Was ist L-Tyrosin?
L-Tyrosin zählt zu den semi-essentiellen Aminosäuren. Aminosäuren sind körpereigene Wirkstoffe und stellen die Grundbausteine für die lebenswichtigen Eiweiße dar. Den Aminosäuren kommen wichtige Aufgaben beim Zellaufbau, wie auch der Funktion von Knochen und Zellen zu. Aminosäuren sind notwendig, um die Funktion des Herz-Kreislauf-Systems sicherzustellen und für ein starkes Immunsystem zu sorgen. Dabei erfüllt jede Aminosäure weitere spezifische Aufgaben, welche für verschiedene physische wie psychische Funktionen im menschlichen Körper zuständig sind.
Eine semi-essentielle Aminosäure kann in der Regel vom Körper selbst hergestellt werden. Bestimmte Lebenssituationen verlangen jedoch danach, L-Tyrosin dem Körper zuzuführen. Damit ist die Aufnahme über die Nahrung oder die Supplementierung in Form von Nahrungsergänzungsmitteln angezeigt.
L-Tyrosin produziert der Körper aus Phenylalanin, einer essentiellen Aminosäure.
Tyrosin unterstützt die Herstellung verschiedener wichtiger Stoffe und Substanzen.
Dazu zählen:
Dopamin: Als Neurotransmitter ist Dopamin dafür zuständig, das Belohnungszentrum im Gehirn zu regulieren. Weiterhin kommt dem Botenstoff eine Rolle bei der Steuerung der Motorik und bei der Aufrechterhaltung der Gedächtnisleistung zu.
Adrenalin und Noradrenalin: Damit der Körper auf Stress-Situationen reagieren kann, werden diese beiden Neurotransmitter gebraucht. Adrenalin und Noradrenalin dienen der Vorbereitung auf Flucht, Kampf und anderer möglicher Stressreaktionen.
Melanin: Dabei handelt es sich um einen körpereigenen Farbstoff, welcher für die Pigmentierung von Haaren, Augen oder der Haut notwendig ist.
Schilddrüsenhormone: Von der Schilddrüse werden Hormone hergestellt, die für die Regulierung der Stoffwechselprozesse von Wichtigkeit sind.
Es wird davon ausgegangen, dass sich durch die L-Tyrosin-Aufnahme die genannten Stoffe im Körper erhöhen und sich davon positive Wirkungen auf Körperfunktionen und Psyche ableiten lassen.
Wie lässt sich die Wirkung von L-Tyrosin beschreiben?
L-Tyrosin wird ein vielfältiges Wirkspektrum zugeschrieben. Die Erkenntnisse beruhen auf Erfahrungsberichten und konnten zum Teil auch bereits in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden.
Folgende Wirkungen können in Zusammenhang mit L-Tyrosin gebracht werden:
Leistungsfähigkeit verbessert sich in Stress-Situationen
Die Verabreichung von L-Tyrosin als Nahrungsergänzungsmittel ist häufig vor anstehenden Prüfungen üblich. Allgemein soll Tyrosin die Leistungsfähigkeit in verschiedenen mental anspruchsvollen Situationen kurzfristig steigern helfen.
Stress kann eine ganze Reihe verschiedener Ursachen haben, stellt aber in jedem Fall eine körperliche wie auch geistige Belastung dar.
Ein Beispiel aus der Praxis: In einer Studie mit 22 Probanden erhielt ein Teil L-Tyrosin-Kapseln und die übrige Gruppe ein Placebo. Bei der Tyrosin-Gruppe konnten bei der Lösung einer anspruchsvollen Aufgabe deutlich bessere Ergebnisse erzielt werden. Die Placebo-Gruppe bewies deutlich weniger kognitive Flexibilität bei der Aufgabenlösung.
TYROSIN bei Schlafmangel
Tyrosin scheint auch bei Schlafmangel Wirkung zu zeigen. Probanden, die unter Schlafmangel litten, konnte nach der L-Tyrosin-Einnahme eine deutlich höhere Leistungsfähigkeit nachgewiesen werden.
Bereits seit Jahrzehnten wird Kälte als Stressor bei diversen Studien eingesetzt. US-amerikanische Wissenschaftler konzentrierten sich in einer Studie auf Aufgaben, die unter niedrigen Temperaturen absolviert werden mussten. Probanden, die L-Tyrosin-Kapseln einnahmen, waren deutlich weniger erschöpft, als die Placebo-Gruppe. Auch fielen die in den einzelnen Aufgaben erzielten Ergebnisse bei der Tyrosin-Gruppe besser aus. Die Studien wurden in späteren Jahren und unter Erhöhung der Dosierung wiederholt. Die Erkenntnisse bestätigten sich und man fand weiterhin heraus, dass sich negative Begleitumstände von niedrigen Temperaturen, wie Gedächtnisausfälle oder ein erhöhter Stresspegel, durch die Einnahme von Tyrosin-Kapseln deutlich reduzierten.
Die positiven Auswirkungen von Tyrosin auf die Leistungsfähigkeit in Stress-Situationen könnten jüngst auch durch zwei aus den Niederlanden stammende Überblicksarbeiten bestätigt werden.
L-Tyrosin als Stimmungsverbesserer
Eine weitere Annahme geht davon aus, dass L-Tyrosin als Vorstufe von Dopamin gewertet werden kann und damit den Wohlfühl-Botenstoff dabei unterstützt, die allgemeine Stimmung zu verbessern. Diskutiert wird auch eine mögliche Wirkung gegen Depressionen. Diesbezügliche Hinweise hat es schon vor längere Zeit gegeben, allerdings beschränkte sich die Wirkung auf depressive Verstimmungen, die explizit durch einen Mangel an Dopamin ausgelöst wurden.
Die Ursachen für Depressionen sind komplex und bis heute längst nicht endgültig erforscht. Darin könnte ein Grund zu suchen sein, warum einzelne Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangten. So wurden 65 unter Depressionen leidenden Personen jeweils L-Tyrosin Kapseln, ein Antidepressivum oder ein Placebo verabreicht. Hinweise auf eine mögliche antidepressive Wirkung von L-Tyrosin konnten im Rahmen dieser Studie nicht gefunden werden.
Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich sagen, dass eindeutige Befunde nicht vorliegen und es noch weiterer Forschungsarbeit bedarf, um fundierte Aussagen zur Wirkung von Tyrosin bei Depressionen zu treffen.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen L-Tyrosin und der Schilddrüsenfunktion?
L-Tyrosin unterstützt die Bildung der Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Den Hormonen kommen wichtige Aufgaben bei der Regulierung des Stoffwechsels zu. Weiterhin sind beide Stoffe wichtig für das Körper- und Zellwachstum. Fehlt es an diesen beiden Hormonen, können mit Konzentrations- und Leitungsabfall, Müdigkeit, Depressionen, Verstopfung oder Gewichtszunahme unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten.
Damit die Funktionsweise aufrechterhalten werden kann, ist ein konstanter Spiegel der Schilddrüsenhormone notwendig. Die Einnahme von L-Tyrosin ist daher genau zu dosieren, damit keine Überdosierung der Hormone entsteht.
L-Tyrosin bei Schilddrüsenüberfunktion?
Wer bereits eine überaktive Schilddrüse besitzt, kann den Hormonspiegel durch die Einnahme von L-Tyrosin-Kapseln weiter in die Höhe treiben. Dies kann zu unerwünschten Begleiterscheinungen führen. Ebenso sollten Personen, die Medikamente einnehmen, um die Schilddrüsenfunktion zu unterstützen, L-Tyrosin nicht auf eigene Faust dosieren und einnehmen. Wichtig ist in jedem Fall, vorab Rücksprache mit einem Arzt zu halten.
In welchen Lebensmitteln ist L-Tyrosin enthalten?
L-Tyrosin kann nicht nur in Form von Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen werden, sondern lässt sich auch über Lebensmittel dem Körper auf natürlichem Wege zuführen. Erstmals konnte L-Tyrosin in Käse nachgewiesen werden. Daher bekam die Aminosäure auch ihren Namen, denn das griechische “Tyros” steht im Deutschen für “Käse”. Ein besonders hoher Gehalt an L-Tyrosin kann in Edamer, Parmesan, Camembert oder Gouda nachgewiesen werden.
Weiterhin kommt L-Tyrosin in folgenden Lebensmitteln vor:
- Hülsenfrüchte: Linsen, Erbsen, weiße Bohnen
- Fisch: Lachs, Kabeljau, Rochen, Thunfisch
- Fleisch: Rindfleisch, Schweinefleisch, Kochschinken
- Sesam
- Erdnüsse
Wie wird L-Tyrosin optimal dosiert?
Die Dosierung von L-Tyrosin ist nicht zuletzt von der Darreichungsform des Supplements abhängig. So ist N-Acetyl L-Tyrosin gut in Wasser löslich, lässt sich aber im Körper weniger gut verstoffwechseln und wird ungenutzt ausgeschieden. Daher ist eine höhere Dosis notwendig, damit die gewünschte Wirkung erzielt werden kann.
Die Wirkung von L-Tyrosin unterscheidet sich auch individuell. Eine optimale Dosis vorzuschreiben, ist daher schwierig. Eine grobe Orientierung bieten Studienergebnisse. Im konkreten Fall wurden auch hier sehr unterschiedliche Feststellungen getroffen. Daher reichen die Dosierungsempfehlungen von 500 Milligramm bis zu zwölf Gramm L-Tyrosin täglich.
L-Tyrosin sollte immer in Abhängigkeit mit dem Körpergewicht dosiert werden. Untersuchungen konnten bestätigen, dass sich selbst eine hohe Dosis von bis zu 150 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht täglich als sicher erwies. Dies entspräche, ausgehend von einer Person, die 70 Kilogramm wiegt, einer täglichen L-Tyrosin-Aufnahme von mehr als zehn Gramm.
Nebenwirkungen können bei hohen Dosen Tyrosin nicht ausgeschlossen werden. Mögliche Beschwerden können Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Angstzustände oder Herzrasen sein. Einschlafprobleme lassen sich umgehen, wenn die Einnahme bereits am Morgen erfolgt. Auch Verdauungsprobleme sind beobachtet worden. Dagegen hilft eine Einnahme in mehreren kleineren Dosen über den Tag verteilt.
Die Weltgesundheitsorganisation, WHO empfiehlt, aromatische Aminosäuren nicht höher, als 25 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht zu dosieren. Damit sollten Personen mit 70 Kilogramm Körpergewicht nicht mehr als 1.750 Milligramm L-Tyrosin pro Tag einnehmen.
L-Tyrosin wird in der Regel in Form von Kapseln als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Dies bietet den Vorteil einer einfachen Dosierung. Üblicherweise enthält eine Kapsel zwischen 400 und 500 Milligramm L-Tyrosin. In jedem Fall ist auf die Angaben der Hersteller zu achten, damit die empfohlene Dosis nicht überschritten wird. Die Tageshöchstdosis liegt in der Regel bei zwei Kapseln und 800 bis 1.000 Milligramm L-Tyrosin.
Schwangere und Stillende sollten L-Tyrosin nicht ohne Rücksprache mit einem Arzt einnehmen. Eine Einnahme bei Kindern kann nicht befürwortet werden, da dazu bislang nicht ausreichend Studien vorliegen.